InvestCon sprach mit dem Gründungsobmann der Finanzdienstleister OÖ und
Vorsitzenden der Wertpapierunternehmen in der Wirtschaftskammer Österreichs
KommR Mag. Dr. Herbert Samhaber über das neue Wertpapierfirmengesetz und die
Kooperation zwischen der Dr. Samhaber & Partner Vermögensverwaltungs AG und
der InvestCon Finanzconsulting GmbH.
© KommR Mag. Dr. Herbert Samhaber |
Mit der EU-Verordnung (Investment Firm Regulation) und Richtlinie (Investment Firm Directive) vom 26. Juni 2021 wurde ein neues Eigenmittelregime für Wertpapierfirmen beschlossen. Mit 1. Februar 2023 wurden die neuen Bestimmungen endlich auch in Österreich umgesetzt und das neue Wertpapierfirmengesetz eingeführt. Was bedeutet das konkret?
Samhaber:
Nun,
dieses neue Gesetz ordnet die Rollen am Kapitalmarkt neu. Es wird keine neuen
Banken mehr im Wertpapierbereich geben. Österreich hat das mit zwei Jahren
Verspätung endlich umgesetzt. In Zukunft steht auch österreichischen
Wertpapierfirmen der gesamte Katalog an Wertpapierdienstleistungen gemäß MiFID II offen, womit das Bankenmonopol in diesem Bereich gefallen ist. Zu den
bestehenden Konzessionen wird es zukünftig noch neun weitere
Konzessionsmöglichkeiten geben, z. B. das Depotgeschäft, Effektengeschäft,
Devisengeschäft usw. Und dies wird nun in Österreich sukzessive von den großen
Wertpapierfirmen, zu denen auch wir uns zählen, dementsprechend mit Hilfe der
Finanzmarktaufsicht umgesetzt.
Es
geht in eine Richtung, die ich seit 20 Jahren stark propagiere. Das ist das sogenannte
Trennbanken-System. Das bedeutet, dass es zwei voneinander völlig getrennte
Systeme gibt, nämlich auf der einen Seite das klassische Bankgeschäft, also
Kredit und Sparbuch, und auf der anderen Seite das sog. Investmentgeschäft. All
die Probleme, die jetzt wieder im Fall der Credit Suisse oder auch der
Silikon-Valley-Bank auftraten, gäbe es nicht, wenn wir ein getrenntes
Bankensystem hätten. Das Trennbanken-System hatten die Amerikaner bis zur
Clinton-Ära, meinten dann, es würde ohnehin keine Probleme geben und legten
wieder alles zusammen. Und dies führte schließlich zur Krise. Die Konsumenten
schütze ich dann am besten, wenn sie gar nicht von den Problematiken im
Investmentgeschäft betroffen sind.
InvestCon:
Nun
gibt es seit kurzem eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Dr. Samhaber
& Partner Vermögensverwaltungs AG und der InvestCon Finanzconsulting GmbH.
Worin sehen Sie den Vorteil dieser Kooperation?
Samhaber:
Ich
möchte dies vorab mit einem Bild verdeutlichen: da gibt es die Firma InvestCon,
das ist sozusagen der praktische Arzt für das Geld, der seit vielen Jahren
etabliert ist, und da gibt es die SPV AG als Spezialist, also der Facharzt für
die Wertpapiere, wenn man so sagen will, welcher sich genau auf das
spezialisiert hat, was die Kunden wollen. Die Kunden wollen, dass ihr Geld
verwaltet wird, sie wollen, dass man sich um die Steuern kümmert usw. Und genau
das kann ihnen ein Portfolioverwalter im Unterschied zu einem normalen Berater
bieten.
Die
Zukunft sehe ich in einem Netzwerk gemeinsam mit der InvestCon, und
diesbezüglich haben wir auch unsere Verträge ausgerichtet. Als wir mit der
Finanzmarktaufsicht darüber gesprochen hatten, meinten diese, dass wir optimal
zusammenpassen würden. Der eine hat das, was der andere nicht hat und
umgekehrt. Ich hatte in meinem Leben bisher nie einen eigenen Vertrieb. Und
InvestCon ist ein Wertpapierunternehmen, welches auf Basis eines gemeinsamen
Vertriebes arbeitet. Diese Synergien werden wir gemeinsam nutzen.
Portfolioverwaltung
will jeder. Investcon kann dies jetzt indirekt und direkt in sein Portfolio
aufnehmen. Dementsprechend kann und wird Investcon in Kooperation mit uns
zusammenarbeiten. Die Synergien zeigen sich in vielen Bereichen wie
Riskmanagement, Compliance etc. Wir arbeiten sozusagen arbeitsteilig. Die
Administration haben wir schon zusammengelegt. Die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sind fachlich sehr versiert und verstehen sich auch persönlich gut.
Es passt einfach das Klima.
InvestCon:
Und
auf welches Kundensegment werden sie das Hauptaugenmerk legen?
Samhaber:
Wenn
es um Vermögensverwaltung geht, dann sagen die meisten Menschen „So viel Geld
habe ich nicht.“ Aber bei uns ist man
bereits mit sehr geringen Summen – eine Einzeldepotverwaltung ab 50 000
Euro – gut vertreten. 50 000 Euro sind in Zeiten wie diesen keine große
Summe mehr. Die Österreicher haben viel Geld, doch man spricht nicht darüber.
Und Geld macht auch – darüber gibt es Studien - in einem gewissen Segment
glücklich. Es macht einen Riesenunterschied, ob man 1000 oder 3000 Euro hat;
wenn man nun 10000 oder 30000 Euro hat, dann wirkt sich der Unterschied kaum
mehr aus.
InvestCon:
Wie
schaut die Zusammenarbeit mit InvestCon in der Praxis aus? Welche Veränderungen
könnten hier anstehen?
Samhaber:
Der
Staat will sogenannte Rechtsträger. Er will konzessionierte Unternehmen, die für
die Dienstleistungen haften. Eine Portfolioverwaltung kannst du nicht
outsourcen. Portfolioverwaltung muss der Portfolioverwalter selbst machen. Er
braucht auch den Kunden nicht fragen, welche Wertpapier soll ich hineinnehmen,
soll ich tauschen etc. Der Portfolioverwalter hat die Vollmacht vom Kunden, auf
seinem Depot mit seinem Geld zu arbeiten. Und das darf man auch nicht
dementsprechend vergeben, das muss man selber machen.
Die
Vermittlung einer Vermögensverwaltung ist keine Finanzdienstleistung. Jemand der nur die Portfolioverwaltung
vermittelt, erbringt eine Dienstleistung in Form einer Vermittlung. Und damit
kann ich viele neue Mitarbeiter ansprechen. Vermitteln darf ich mit fast jedem
Gewerbeschein. Die Grenze – und die ist mit der Finanzmarktaufsicht besprochen
– liegt bei der Person, die den Vertragsabschluss macht. Dies muss ein durch
entsprechenden Eignungstest Befugter sein, der bei der FMA gemeldet ist, im Namen
und auf Rechnung des Rechtsträgers, also des Portfolioverwalters.
Portfolioverwaltung
will jeder. InvestCon kann dies jetzt indirekt und direkt in sein Portfolio
aufnehmen.
Eine
besondere Entwicklung zeichnet sich derzeit ab. In Zukunft wird sich das sogenannte
Provisionsgeschäft im Wertpapierbereich aufhören. Der Druck seitens der
Konsumentenschützer wird immer stärker. Man will, dass – wie es beispielsweise
beim Kunden eines Gärtners ist – dass auch der Kunde die
Wertpapierdienstleistung direkt bezahlt.
Ein
Portfolioverwalter bekommt keine Provision von dritter Seite. Wir leben
ausschließlich von der Gebühr, vom Honorar. Dieser Weg ist nicht mehr
aufzuhalten. Es gibt kein Honorar von dritter Seite, keine Kick-Backs, keine
Provisionen. Das macht das Ganze sehr attraktiv. Alles, was man von dritter
Seite erhalten würde, bekommt der Kunde direkt auf sein Depot gutgeschrieben.
Das ist ein Riesenparadigmenwechsel, aber es befreit auch die
Finanzdienstleister von der Abhängigkeit der Produktproduzenten. Die gesamte
Produktindustrie wie die Versicherungsindustrie lebt davon, dass sie
Provisionen zahlen. Auch
Wenn
ich heute zu einem Rechtsanwalt oder zu einem privaten Arzt gehe, dann weiß
jeder, der kostet etwas. Finanzdienstleister müssen lernen, dass sie ein
Honorar verlangen.
InvestCon:
Findet man in der heutigen Zeit noch genügend qualifizierte und motiviertes Personal?
Samhaber:
Bei den Ausbildenden hat man pro Bundesland derzeit ausreichend Spezialisten. Oberösterreich hat österreichweit die meisten Teilnehmenden bei Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen mit anschließendem Test.
Die
Anzahl unserer Mitglieder ist dzt. gleichbleibend. Eines ist jedoch
festzustellen: habe ich eine Zwangsausbildung mit Prüfung, so reduziert das die
Mitglieder automatisch, d.h. alle Nebenberuflichen sind im Laufe der Jahre
weggefallen. Seit einigen Jahren halten wir das Niveau. In OÖ haben wir dzt.
rund 1000 Finanzdienstleister. Bei den Vermögensberatern stellen wir fest, dass
diese vom Dienstalter logischerweise älter werden. Das durchschnittliche Alter
eines heutigen Vermögensberaters liegt eher schon bei 45 bzw. 50 Jahren. Also
die sog. jungen Erwachsenen von früher, die darin auch einen Nebenberuf sahen, gibt
es heute kaum mehr. Man kann davon wirklich nur gut leben, wenn man dies als
Hauptberuf ausübt. Die Arbeit ist mit enormen Zeitaufwand verbunden. Und ich
bin ein enormer Befürworter für Qualität statt Quantität.
InvestCon:
Wie
wirken sich Krisen auf Vermögensverwalter aus?
Samhaber:
Die besten Zeiten sind, wenn es draußen kriselt. Das war bei 9/11 so und auch bei anderen Krisen. Der Vermögensverwalter muss nicht nur den Markt ständig beurteilen, sondern auch Änderungen vornehmen. Die Konstante ist die Veränderung im Leben. Ich brauche also jemanden, der verändert. Auch ein Gärtner weiß, wann für welche Pflanzen die richtige Zeit ist und wie man auf Umwelteinflüsse reagieren kann.
InvestCon:
Haben
Sie eigentlich im Laufe Ihres Lebens mal Ihre Meinung grundlegend geändert?
Samhaber:
Vor
30 Jahren hat mich jemand gefragt, ob er eine Bank gründen soll. Ich sagte ihm
scherzhaft, auf alle Fälle, weil Bank und Kirche haben etwas gemeinsam, nämlich
den Begriff Glauben. Heute würde ich ihm sagen: Nein, mach eine
Wertpapierfirma. Das ist günstiger, einfacher und überschaubarer. Ich bin ein
Fan von Leopold Kohr, dem Nationalökonomen. Kohr vertrat die Ansicht, Gruppen sollten
auf einer Größe agieren, in der Funktion noch möglich ist, die aber
gleichzeitig den Mitgliedern eine Überschaubarkeit erlaubt. Von ihm stammt ja
auch ursprünglich das Prinzip „Small ist beautiful“.
InvestCon:
Sie haben Rechtswissenschaften und Betriebswirtschaft studiert. Und wie sind Sie in den Finanzbereich gekommen?
Samhaber:
1983
schloss ich mein Studium mit dem Mag. Dr. iuris ab und machte ein
Gerichtspraktikum. Bis 1991 war ich in der Industrie tätig und wechselte dann
in den Finanzdienstleistungsbereich. Vier Jahre später machte ich die
Befähigungsprüfung zum Vermögenberater und Verwalter von beweglichen Vermögen.
Ich war Bankprokurist für Private Banking und gründete schließlich 2001 die Dr.
Samhaber & Partner Vermögensverwaltungs AG. Seit mehr als 30 Jahren bin ich
nun in der Portfolioverwaltung und habe mir dadurch meine Expertise erworben.
An der Donau-Universität Krems bin ich seit 1999 Lehrbeauftragter für
Wertpapieranalyse und Kapitalmarktrecht, dazu allgemein beeideter und
gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Wertpapiergeschäfte und
Vermögensberatung, Prüfer und Vortragender im Verband der
Gerichtssachverständigen. Naja, und zu alldem bin ich auch noch Autor mehrerer
Fachbücher und Verfasser von Fachartikeln im Kapitalmarktrecht.
InvestCon:
Haben Sie ein Lebensmotto?
Samhaber:
Es ist die Bereitschaft, konsequent auf Veränderungen positiv zu reagieren. Die meisten Menschen sind sehr fixiert in ihrer Denkweise, weil sie an das, was sie kennen unbedingt festhalten wollen. Aber es ist kein Festhalten möglich. Die Konstante im Leben ist die Veränderung.
InvestCon:
Vielen
Dank für das Gespräch.
Kurzsteckbrief:
KommR Mag. Dr. Herbert Samhaber
geb. am 20. 5. 1960
verheiratet, zwei Söhne
Gründer und Vorstandsvorsitzender der Dr. Samhaber & Partner Vermögensverwaltungs AG
Geschäftsführer der Samhaber & Partner Service GmbH
Die Analyse dient nicht als konkrete Handelsempfehlung. Eine Haftung für Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Konsultieren Sie vor Anlageentscheidungen Ihren INVEST-CON Berater.
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