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Donnerstag, 15. August 2024

INVESTCON-Interview mit Preisträger Markus Sikora (Investcon Finance Award – Bachelorarbeit)


Quelle: Markus Sikora

Investcon: Herr Sikora, wir gratulieren Ihnen ganz herzlich zu Ihrer Bachelorarbeit. Die Jury des heurigen Investcon Finance Award hat Ihre Arbeit besonders gewürdigt. Sie wählten als Thema „Untersuchung der Eignung der Krypto-Asset-Klasse ‚Security Token‘ als Kapitalinstrument am Beispiel der Begebung von Anleihen“. Was hat Sie an diesem Thema persönlich gereizt?

Markus Sikora: Erstmals vielen Dank! Meine Motivation für diese Arbeit war einerseits die Beobachtung, dass sich hauptsächlich Staaten und große Unternehmen des Kapitalinstruments „Anleihe“ bedienen und andererseits, dass das Thema „Blockchain“ deutlich mehr Facetten hat, als dies die mediale Berichterstattung vermuten lässt, die sich meist nur auf das kontroverse Phänomen der „Kryptowährungen“ konzentriert. Mich interessierte, unter welchen Voraussetzungen die vielfältige Blockchain-Technologie geeignet wäre, das Kapitalinstrument „Anleihe“ auch für KMUs interessant zu machen und welche Vor- und Nachteile sich für die Beteiligten (z. B. auch Banken) ergeben würden.

Investcon: Und können Sie für unsere Leser Ihre gewonnenen Erkenntnisse kurz zusammenfassen?

Markus Sikora: Die Arbeit zeigt, dass die Blockchain-Technologie - konkret die Krypto-Asset-Klasse ‚Security-Token‘ - tatsächlich geeignet ist, Anleihen mittels Token abzubilden und begeben zu können. Die Eigenschaften von Token lassen dabei eine hochgradig standardisierte und theoretisch beliebig kleinteilige Anleihebegebung zu. Damit kann der Anleihebegebungsprozess weitgehend automatisiert werden, wodurch die Effizienz des Gesamtprozesses deutlich erhöht werden kann. Durch die gesteigerte Effizienz und Automatisierungsmöglichkeit eröffnet sich auch für kleine und mittlere Unternehmen die Chance, selbst als Emittenten am Anleihemarkt aufzutreten. Anreiz hierfür könnte auch die zusätzliche, optionale Ausgestaltung der tokenisierten Anleihe als Kundenbindungsinstrument sein, was für Retail-Unternehmen von Relevanz ist. Außerdem ermöglicht die zu Grunde liegende Technologie auch quasi automatisch eine Sekundärmarktfähigkeit der Anleihe-Token. Die Arbeit beschäftigt sich darüber hinaus mit dem Thema, dass sich auch für Unternehmen wie FinTechs die Chance bietet, sich als Dienstleister für Anleihebegebungsprozesse für KMUs zu spezialisieren. Banken könnten sich ebenfalls als Dienstleister für Anleihebegebungsprozesse spezifisch für KMUs neu aufstellen und so den Markt auf Emittentenseite innovativ erweitern. Die Vorteile von Banken gegenüber FinTechs hinsichtlich der Faktoren Seriosität und Vertrauen (insbesondere durch ihre starke Know-how-Position im Bereich Regulatorik, Compliance und Kundenschutz) sind dabei als große Chance zu werten.

Investcon: Wo sehen Sie in diesem Zusammenhang noch weiteren Forschungsbedarf?

Markus Sikora: Angesichts der bisherigen Ergebnisse und Erkenntnisse lassen sich demonstrativ einige Bereiche identifizieren, in denen weiterer Forschungsbedarf besteht:

·         Regulatorische Entwicklungen und Herausforderungen: Weitere Forschung könnte sich auf die spezifischen regulatorischen Anforderungen und deren Auswirkungen auf die praktische Implementierung und Skalierbarkeit von Security-Token-Anleihen konzentrieren. Es wäre auch wertvoll, länderspezifische Unterschiede und deren Implikationen zu untersuchen.

·         Marktakzeptanz und Nutzerverhalten: Weitere Studien könnten sich auf die Analyse des Marktverhaltens und der Akzeptanzbarrieren fokussieren. Es wäre interessant zu erforschen, wie verschiedene Marktteilnehmer auf tokenisierte Anleihen reagieren und welche Anreize geschaffen werden müssten, um eine breite Akzeptanz zu fördern.

·         Wirtschaftliche Auswirkungen und Kosten-Nutzen-Analyse: Eine detaillierte Kosten-Nutzen-Analyse der Implementierung von Security Token für verschiedene Arten von Unternehmen (z. B. KMUs vs. Großunternehmen) könnte aufzeigen, in welchen Bereichen die größten wirtschaftlichen Vorteile liegen.

·         Interoperabilität und Standardisierung: Die Schaffung von Standards und die Förderung der Interoperabilität zwischen verschiedenen Blockchain-Plattformen und traditionellen Finanzsystemen sind entscheidend für den Erfolg von Security Token. Forschungsarbeiten könnten sich auf die Entwicklung und Implementierung solcher Standards konzentrieren, um die breite Akzeptanz und Integration zu erleichtern.

Es freut mich übrigens, dass basierend auf meiner Bachelorarbeit nun auch eine Masterarbeit an der JKU durchgeführt wird, die das in der Bachelorarbeit dargelegte und untersuchte fachlich-organisatorische Konzept konkret implementiert (Entwicklung eines funktionalen Prototypen).

Investcon: Wenn Sie an Ihr Studium an der Johannes-Kepler-Universität denken: was war da Ihr bislang schönstes Erlebnis?

Markus Sikora: Es ist sicherlich schwierig, von einem schönsten Erlebnis zu sprechen. Zu den besonderen Momenten in einem Studium zählen für mich jedenfalls solche, in denen man mit Freunden das Hochgefühl über das Bestehen einer schwierigen Prüfung teilt, auf die man lange Zeit gemeinsam hingearbeitet hat.

Investcon: Verraten Sie uns Ihre Pläne für die Zukunft?

Markus Sikora: Zurzeit bin ich Trainee im Portfoliomanagement bei “Kepler-Fonds” in Linz. Mein natürliches nächstes Ziel ist eine Stelle als Portfoliomanager. Jedenfalls begeistern mich die Finanzmärkte und ich sehe mich auch in Zukunft in diesem Tätigkeitsbereich. Und wer weiß, vielleicht begegnen mir dabei irgendwann tokenbasierte Anleihen.

Investcon: Herr Sikora, vielen Dank für das Interview, alles Gute für Ihre Masterarbeit und vielleicht auf ein baldiges Wiedersehen beim InvestCon Finance Award.



Die Analyse dient nicht als konkrete Handelsempfehlung. Eine Haftung für Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Konsultieren Sie vor Anlageentscheidungen Ihren INVEST-CON Berater.

  

Disclaimer: Die angeführten Informationen dienen lediglich der unverbindlichen Information, stellen kein Angebot zum Kauf oder Verkauf der genannten Finanzinstrumente dar und dürfen auch nicht so ausgelegt werden. Die Informationen dienen nicht als Entscheidungshilfe für rechtliche, steuerliche oder andere Beratungsfragen. Jeder, der diese Daten zu diesen Zwecken nutzt, übernimmt hierfür die volle Verantwortung. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass Investitionen in die beschriebenen Finanzinstrumente mit Risiken verbunden und nicht für jeden Anleger geeignet sind. Soweit Informationen zu einer bestimmten steuerlichen Behandlung gegeben werden, weisen wir darauf hin, dass die steuerliche Behandlung von den persönlichen Verhältnissen des Anlegers abhängt und künftig Änderungen unterworfen sein kann. Die INVEST-CON Group Beteiligungs GmbH und ihre verbundenen Unternehmen  geben ausschließlich ihre Meinung/en wieder und übernehmen keine Garantie für die Korrektheit, Zuverlässigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der genannten Informationen. Es besteht keine Verpflichtung zur Richtigstellung etwaiger unzutreffender, unvollständiger oder überholter Angaben. Weitere Informationen zum Unternehmen finden Sie unter: group.invest-con.at









Donnerstag, 8. August 2024

INVESTCON-Interview mit Preisträgerin Franziska Wazinger (Investcon Finance Award – Masterarbeit)

Franziska Wazinger

Investcon: Frau Wazinger, wir gratulieren ganz herzlich zu Ihrer preisgekrönten Masterarbeit. Sie haben die Arbeit dem Thema „Inflationsgeschützte Portfolios“ gewidmet und wurden dafür von der Jury mit dem Investcon Finance Award 2024 ausgezeichnet. Was hat Sie veranlasst, dieses Thema zu wählen?

FW: Herzlichen Dank! Die Arbeit im Bereich Asset Management zu schreiben, war für mich von Vornherein klar. Das genaue Thema hat sich dann aufgrund der Aktualität der Thematik ergeben. Zur Zeit der Themensuche war die Inflations-Problematik gerade das Thema und für mich auch gerade deshalb sehr spannend, da ich eine solche Phase zum ersten Mal miterlebt habe. Da hohe Inflation wie bekannt die Kaufkraft mindert, hat es mich interessiert, der Frage nachzugehen, ob es eine wirksame Möglichkeit gibt, Vermögen durch ausgewählte Anlagen gegen den Inflations-induzierten Kaufkraftverlust abzusichern.

 

Investcon: Bei Ihrer Arbeit haben Sie sowohl die aktuelle Literatur analysiert als auch eine empirische Untersuchung durchgeführt. Was ist dabei herausgekommen?

FW: Den besten Inflationsschutz sowie zudem eine äußert attraktive Rendite in der von mir untersuchten Hochinflationsphase boten Rohstoffe und im Speziellen der Energie-Sektor, was natürlich darauf zurückzuführen ist, dass die kürzliche Inflationsphase stark von den Energiepreisen geprägt war. Daneben konnten aber auch nicht-zyklische Konsumgüter und das Gesundheitswesen gegen Inflation absichern. Das wohl interessanteste Resultat war, dass auch breitgestreute US-Aktien, wie z.B. der S&P 500, über die gesamte Inflationsperiode einen wirksamen Schutz boten.

 

Investcon: Im letzten Teil Ihrer Arbeit wiesen Sie auch auf Forschungslücken hin. Wo konkret orten Sie noch weiteren Forschungsbedarf?

FW: Meine Analyse fokussierte sich insbesondere auf die kürzliche Hochinflationsperiode von Mai 2021 bis Juli 2023, was zur Folge hat, dass bspw. der Energiesektor als Inflationstreiber auch einen sehr guten Inflationsschutz bot. Weiteren Forschungsbedarf sehe ich darin, verschiedene Hochinflationsphasen der Vergangenheit gemeinsam zu untersuchen, um eine allgemeinere Aussage treffen zu können, welche Anlageklassen bzw. Sektoren eine Absicherung bieten - unabhängig von den jeweiligen Inflationstreibern.

 

Investcon: Wenn Sie an Ihr Studium an der Johannes-Kepler-Universität denken: was war da Ihr bislang schönstes Erlebnis?

FW: Erfolge zu feiern. Der Abschluss meines Masters und die Zusage zur Universitätsassistenten-Stelle und mein somit vorerst weiterer Verbleib an der JKU zählen definitiv zu meinen Highlights, aber auch die Auszeichnung mit dem Investcon Finance Award, da es als Anerkennung für die eigene Arbeit dient.

 

Investcon: Verraten Sie uns Ihre Pläne für die Zukunft?

FW: Sehr gerne. Ich habe im Herbst nach Abschluss meines Masters mit dem Doktorat begonnen, wobei ich Teilzeit als Universitätsassistentin am Institut für betriebliche Finanzwirtschaft und Teilzeit im Anleihen-Portfoliomanagement einer oberösterreichischen KAG tätig bin. Nach Ende des Doktorats könnte ich mir sowohl einen weiteren beruflichen Weg in der Praxis des Asset Managements, als auch in der Forschung vorstellen - oder eine Mischung aus beidem, aber ich bin guter Dinge, dass sich das noch rechtzeitig weisen wird.

 

 

Die Analyse dient nicht als konkrete Handelsempfehlung. Eine Haftung für Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Konsultieren Sie vor Anlageentscheidungen Ihren INVEST-CON Berater.

  

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Donnerstag, 1. August 2024

INVESTCON-Interview mit Preisträgerin Anna Gappmaier (Investcon Finance Award – Dissertation)

Quelle: Anna Gappmaier

Investcon: Frau Dr. Gappmaier, vorab herzliche Gratulation zu Ihrer hervorragenden Dissertation. Ihre Arbeit zum Thema „Der Einfluss von ESG auf das Kreditrisiko – Eine Analyse europäischer Unternehmensanleihen“ wurde von der Jury mit dem Investcon Finance Award für die beste Dissertation ausgezeichnet. Warum haben Sie sich gerade diesem Thema gewidmet?

Anna Gappmaier: Ich habe bereits im Masterstudium die Notwendigkeit gesehen, im Bereich ESG (Environmental, Social, Governance) zu forschen und das hat mich motiviert ein Doktorat zu beginnen. Denn gerade im Doktorat hat man dann die Zeit, sich tief mit einem Thema auseinander zu setzen. Für den Themenbereich ESG war die intrinsische Motivation ganz klar gegeben und ich denke das bildet eine wichtige Grundlage, auch in Bezug auf das Durchhaltevermögen. Im Bereich ESG sah ich die Forschungslücke vor allem im Bereich des Kreditrisikos.

 

Investcon: Sie haben sich bei Ihrer Arbeit nicht nur auf die Analyse der bisherigen Literatur beschränkt, sondern zusätzlich auch eine eigene empirische Untersuchung durchgeführt. Was ist dabei herausgekommen?

Anna Gappmaier: Ich habe die Auswirkung von ESG auf das Kreditrisiko europäischer Anleiheemissionen der Jahre 2012-2022 untersucht. Dabei zeigen sich bislang aber wenig bis keine Zusammenhänge. Das heißt die ESG-Performance eines Unternehmens zeigt tendenziell keinen minimierenden Effekt auf das Kreditrisiko. Sogar einen tendenziell negativen Effekt auf das Rating, sprich bessere ESG-Performance geht mit schlechterer Bonität einher. Erklärt werden kann das unter anderem damit, dass ESG meist hohe liquide Mittel für Investitionen bindet, es noch schwer ist eine gute ESG-Performance überhaupt zu messen und auch Ratingagenturen vor der Frage stehen, wie ESG "eingepreist" werden kann.

 

Investcon: Und wo sehen Sie in diesem Zusammenhang noch weiteren Forschungsbedarf?

 

Anna Gappmaier: Zuerst sehe ich eine disaggregierte Betrachtung, also die isolierte Betrachtung von Environmental, Social und Governance, als wichtig. Die aggregierte Betrachtung bzw. Vermischung der einzelnen Themenbereiche zu einer Kennzahl habe ich bereits versucht in meiner Dissertation aufzubrechen. Dennoch ergibt sich hier Bedarf, weiter in die Tiefe zu gehen. Da spielt aber die Datenverfügbarkeit und die Datenqualität eine Rolle. Meist ist es schwer nachvollziehbar, wie sich ESG-Ratings zusammensetzen, die die ESG-Performance eines Unternehmens widerspiegeln sollen. Mit den regulatorischen Anforderungen zur CSRD und den ESRS wird sich die Datenlage verbessern, vor allem für nicht börsennotierte Unternehmen, aber das dauert.

 

Investcon: Beruflich sind Sie derzeit ja in einer größeren oberösterreichischen Bank tätig. Verraten Sie uns Ihre Pläne für die Zukunft?

Anna Gappmaier: Ich beschäftige mich gerade in einem Team mit ESG aus einer Risikoperspektive. Dabei kann ich das in der Dissertation bereits erforschte weiter vorantreiben, vor allem aus einer zukunftsorientierten Perspektive der Risikosteuerung. Gerade die zukunftsorientierte Sichtweise ist im Bereich ESG so wichtig, an der man aber im reinen Forschungsbetrieb meist an der Datenlage scheitert. Da geht die Arbeit noch nicht so schnell aus! Allgemein möchte ich mich aber jedenfalls immer mit innovativen Themen auseinandersetzen, Neues erforschen und bestehende Denkmuster aufbrechen!

 

Investcon: Wenn Sie an Ihre Kolleginnen und Kollegen an der Johannes-Kepler-Universität denken: Welchen Rat für das Studium möchten Sie diesen mitgeben?

Anna Gappmaier: Wenn man hart arbeitet, dann lohnt sich das und man kann das Ziel erreichen! Jedoch wurde mir einmal der Rat gegeben, dass man auch die Reise genießen soll. Rückblickend gesehen, gewinnt man auch wieder Energie, wenn man zwischendurch den Spaß nicht vergisst und mit StudienkollegInnen den Campus genießt und dort vielleicht das eine oder andere Bier trinkt.

 

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