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Donnerstag, 1. August 2024

INVESTCON-Interview mit Preisträgerin Anna Gappmaier (Investcon Finance Award – Dissertation)

Quelle: Anna Gappmaier

Investcon: Frau Dr. Gappmaier, vorab herzliche Gratulation zu Ihrer hervorragenden Dissertation. Ihre Arbeit zum Thema „Der Einfluss von ESG auf das Kreditrisiko – Eine Analyse europäischer Unternehmensanleihen“ wurde von der Jury mit dem Investcon Finance Award für die beste Dissertation ausgezeichnet. Warum haben Sie sich gerade diesem Thema gewidmet?

Anna Gappmaier: Ich habe bereits im Masterstudium die Notwendigkeit gesehen, im Bereich ESG (Environmental, Social, Governance) zu forschen und das hat mich motiviert ein Doktorat zu beginnen. Denn gerade im Doktorat hat man dann die Zeit, sich tief mit einem Thema auseinander zu setzen. Für den Themenbereich ESG war die intrinsische Motivation ganz klar gegeben und ich denke das bildet eine wichtige Grundlage, auch in Bezug auf das Durchhaltevermögen. Im Bereich ESG sah ich die Forschungslücke vor allem im Bereich des Kreditrisikos.

 

Investcon: Sie haben sich bei Ihrer Arbeit nicht nur auf die Analyse der bisherigen Literatur beschränkt, sondern zusätzlich auch eine eigene empirische Untersuchung durchgeführt. Was ist dabei herausgekommen?

Anna Gappmaier: Ich habe die Auswirkung von ESG auf das Kreditrisiko europäischer Anleiheemissionen der Jahre 2012-2022 untersucht. Dabei zeigen sich bislang aber wenig bis keine Zusammenhänge. Das heißt die ESG-Performance eines Unternehmens zeigt tendenziell keinen minimierenden Effekt auf das Kreditrisiko. Sogar einen tendenziell negativen Effekt auf das Rating, sprich bessere ESG-Performance geht mit schlechterer Bonität einher. Erklärt werden kann das unter anderem damit, dass ESG meist hohe liquide Mittel für Investitionen bindet, es noch schwer ist eine gute ESG-Performance überhaupt zu messen und auch Ratingagenturen vor der Frage stehen, wie ESG "eingepreist" werden kann.

 

Investcon: Und wo sehen Sie in diesem Zusammenhang noch weiteren Forschungsbedarf?

 

Anna Gappmaier: Zuerst sehe ich eine disaggregierte Betrachtung, also die isolierte Betrachtung von Environmental, Social und Governance, als wichtig. Die aggregierte Betrachtung bzw. Vermischung der einzelnen Themenbereiche zu einer Kennzahl habe ich bereits versucht in meiner Dissertation aufzubrechen. Dennoch ergibt sich hier Bedarf, weiter in die Tiefe zu gehen. Da spielt aber die Datenverfügbarkeit und die Datenqualität eine Rolle. Meist ist es schwer nachvollziehbar, wie sich ESG-Ratings zusammensetzen, die die ESG-Performance eines Unternehmens widerspiegeln sollen. Mit den regulatorischen Anforderungen zur CSRD und den ESRS wird sich die Datenlage verbessern, vor allem für nicht börsennotierte Unternehmen, aber das dauert.

 

Investcon: Beruflich sind Sie derzeit ja in einer größeren oberösterreichischen Bank tätig. Verraten Sie uns Ihre Pläne für die Zukunft?

Anna Gappmaier: Ich beschäftige mich gerade in einem Team mit ESG aus einer Risikoperspektive. Dabei kann ich das in der Dissertation bereits erforschte weiter vorantreiben, vor allem aus einer zukunftsorientierten Perspektive der Risikosteuerung. Gerade die zukunftsorientierte Sichtweise ist im Bereich ESG so wichtig, an der man aber im reinen Forschungsbetrieb meist an der Datenlage scheitert. Da geht die Arbeit noch nicht so schnell aus! Allgemein möchte ich mich aber jedenfalls immer mit innovativen Themen auseinandersetzen, Neues erforschen und bestehende Denkmuster aufbrechen!

 

Investcon: Wenn Sie an Ihre Kolleginnen und Kollegen an der Johannes-Kepler-Universität denken: Welchen Rat für das Studium möchten Sie diesen mitgeben?

Anna Gappmaier: Wenn man hart arbeitet, dann lohnt sich das und man kann das Ziel erreichen! Jedoch wurde mir einmal der Rat gegeben, dass man auch die Reise genießen soll. Rückblickend gesehen, gewinnt man auch wieder Energie, wenn man zwischendurch den Spaß nicht vergisst und mit StudienkollegInnen den Campus genießt und dort vielleicht das eine oder andere Bier trinkt.

 

Die Analyse dient nicht als konkrete Handelsempfehlung. Eine Haftung für Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Konsultieren Sie vor Anlageentscheidungen Ihren INVEST-CON Berater.

  

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