Quelle: Anna Gappmaier |
Investcon: Frau Dr. Gappmaier, vorab herzliche Gratulation zu Ihrer hervorragenden Dissertation. Ihre Arbeit zum Thema „Der Einfluss von ESG auf das Kreditrisiko – Eine Analyse europäischer Unternehmensanleihen“ wurde von der Jury mit dem Investcon Finance Award für die beste Dissertation ausgezeichnet. Warum haben Sie sich gerade diesem Thema gewidmet?
Anna
Gappmaier: Ich
habe bereits im Masterstudium die Notwendigkeit gesehen, im Bereich ESG
(Environmental, Social, Governance) zu forschen und das hat mich motiviert ein
Doktorat zu beginnen. Denn gerade im Doktorat hat man dann die Zeit, sich tief
mit einem Thema auseinander zu setzen. Für den Themenbereich ESG war die
intrinsische Motivation ganz klar gegeben und ich denke das bildet eine
wichtige Grundlage, auch in Bezug auf das Durchhaltevermögen. Im Bereich ESG
sah ich die Forschungslücke vor allem im Bereich des Kreditrisikos.
Investcon: Sie haben sich bei Ihrer Arbeit nicht nur auf die Analyse der bisherigen Literatur beschränkt, sondern zusätzlich auch eine eigene empirische Untersuchung durchgeführt. Was ist dabei herausgekommen?
Anna
Gappmaier: Ich
habe die Auswirkung von ESG auf das Kreditrisiko europäischer Anleiheemissionen
der Jahre 2012-2022 untersucht. Dabei zeigen sich bislang aber wenig bis keine
Zusammenhänge. Das heißt die ESG-Performance eines Unternehmens zeigt
tendenziell keinen minimierenden Effekt auf das Kreditrisiko. Sogar einen
tendenziell negativen Effekt auf das Rating, sprich bessere ESG-Performance
geht mit schlechterer Bonität einher. Erklärt werden kann das unter anderem
damit, dass ESG meist hohe liquide Mittel für Investitionen bindet, es noch
schwer ist eine gute ESG-Performance überhaupt zu messen und auch
Ratingagenturen vor der Frage stehen, wie ESG "eingepreist" werden
kann.
Investcon:
Und wo sehen
Sie in diesem Zusammenhang noch weiteren Forschungsbedarf?
Anna
Gappmaier: Zuerst
sehe ich eine disaggregierte Betrachtung, also die isolierte Betrachtung von
Environmental, Social und Governance, als wichtig. Die aggregierte Betrachtung
bzw. Vermischung der einzelnen Themenbereiche zu einer Kennzahl habe ich
bereits versucht in meiner Dissertation aufzubrechen. Dennoch ergibt sich hier
Bedarf, weiter in die Tiefe zu gehen. Da spielt aber die Datenverfügbarkeit und
die Datenqualität eine Rolle. Meist ist es schwer nachvollziehbar, wie sich
ESG-Ratings zusammensetzen, die die ESG-Performance eines Unternehmens
widerspiegeln sollen. Mit den regulatorischen Anforderungen zur CSRD und den
ESRS wird sich die Datenlage verbessern, vor allem für nicht börsennotierte
Unternehmen, aber das dauert.
Investcon:
Beruflich sind
Sie derzeit ja in einer größeren oberösterreichischen Bank tätig. Verraten Sie
uns Ihre Pläne für die Zukunft?
Anna
Gappmaier: Ich
beschäftige mich gerade in einem Team mit ESG aus einer Risikoperspektive.
Dabei kann ich das in der Dissertation bereits erforschte weiter vorantreiben,
vor allem aus einer zukunftsorientierten Perspektive der Risikosteuerung.
Gerade die zukunftsorientierte Sichtweise ist im Bereich ESG so wichtig, an der
man aber im reinen Forschungsbetrieb meist an der Datenlage scheitert. Da geht
die Arbeit noch nicht so schnell aus! Allgemein möchte ich mich aber jedenfalls
immer mit innovativen Themen auseinandersetzen, Neues erforschen und bestehende
Denkmuster aufbrechen!
Investcon:
Wenn Sie an
Ihre Kolleginnen und Kollegen an der Johannes-Kepler-Universität denken:
Welchen Rat für das Studium möchten Sie diesen mitgeben?
Anna Gappmaier: Wenn man hart arbeitet, dann lohnt sich das und man kann das Ziel erreichen! Jedoch wurde mir einmal der Rat gegeben, dass man auch die Reise genießen soll. Rückblickend gesehen, gewinnt man auch wieder Energie, wenn man zwischendurch den Spaß nicht vergisst und mit StudienkollegInnen den Campus genießt und dort vielleicht das eine oder andere Bier trinkt.
Die Analyse
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Anlageentscheidungen Ihren INVEST-CON Berater.
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