Sie hieß "Scala Mobile" und galt in Italien einst als große soziale Errungenschaft: 1975 einigten sich die Sozialpartner auf eine Klausel, wonach alle Löhne automatisch an die Teuerung angepasst werden, um Reallohnverluste zu vermeiden. Die Folge war eine Lohn-Preis-Spirale, die dem Land die höchste Inflationsrate Europas bescherte und viel zu jener wirtschaftlichen Stagnation beitrug, unter der Italien immer noch leidet. 

Nun droht Österreich in die gleiche Falle zu tappen. KV-Abschlüsse und Staatshilfen sorgen dafür, dass sich die meisten Haushalte – entgegen der vorherrschenden Meinung – so viel leisten können wie zuvor. Die Kaufkraft wurde erhalten, was die Regierung als Erfolg reklamiert, für manche sogar vergrößert. Deshalb brummt die Konjunktur hier stärker als etwa in Deutschland. Dafür aber hat Österreich nun eine Inflationsrate deutlich über dem EU-Durchschnitt, die sich selbst antreibt.

Bleibt die heimische Teuerung zu hoch, gehen Exportgeschäft, Wachstum und schließlich Arbeitskräfte verloren. 

Das erklärt die Besorgnis von Ökonomen wie Wifo-Chef Gabriel Felbermayr, der nun vorschlägt, dass sich die nächste Runde von Lohnverhandlungen nicht mehr an der inländischen Inflationsrate orientiert, sondern am Durchschnitt der Eurozone. Doch das würde zumindest vorübergehend zu Reallohnverlusten für Arbeitnehmer führen, was die Gewerkschaften auf die Barrikaden treibt.

Ihr Gegenvorschlag – strikte Preisregulierung – ist allerdings auch nicht kostenfrei. Staatliche Eingriffe in die private Preisgestaltung führen stets zu Verwerfungen und Versorgungslücken, die schließlich für die Masse schmerzhafter sind als ein geringer Kaufkraftverlust.