[... Der ehemalige Signa-Chef René Benko ist in seiner Villa in Innsbruck festgenommen worden. Als Haftgründe nannte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Wien Tatbegehungs- und Verdunklungsgefahr.
Konkret steht der Vorwurf im Raum, dass Benko Machthaber und wirtschaftlich Berechtigter der Laura Privatstiftung ist und dies im Rahmen seiner persönlichen Insolvenz verheimlicht haben soll. Die Laura Privatstiftung verfügt über ein millionenschweres Immobilienvermögen, das Benko dem Zugriff von Behörden und Gläubigern entzogen haben soll. Zudem wirft die Staatsanwaltschaft ihm vor, von Investoren bereitgestellte Mittel nicht so verwendet zu haben, wie es vereinbart war. Das könnte den Tatbestand der Untreue erfüllen. Darüber hinaus laufen noch weitere Ermittlungsverfahren, unter anderem wegen Betrugsverdachts. Benko hatte diverse Vorwürfe früher stets bestritten.
Wer Benko vor ein paar Jahren getroffen hat, bekam in der Regel einen äußerst selbstbewussten Manager zu Gesicht, einen, der es allein ganz nach oben geschafft hat, der nur allzu gerne über seine genialen Deals sprach, sich selbst feierte. Lange Zeit galt Benko denn auch als österreichischer Fabelunternehmer, ein „Wunderwuzzi“, der es vom Beamtensohn und Schulabbrecher zum Milliardär gebracht hatte.
Sein Aufstieg begann Mitte der Neunziger Jahre als er damit anfing, staubige Dachböden in Innsbruck zu renovieren und in schicke Penthouse-Wohnungen und Büros zu verwandeln.
Mit dem ersten verdienten Geld kaufte sich Benko Goldschmuck und leaste einen Ferrari, mit dem er durch die Stadt gefahren sei, wie sich frühere Mitschüler Jahre später in der Wiener Wochenzeitung „Falter“ erinnerten. Doch er fehlte so oft in der Schule, dass er nach eigenen Angaben nicht zur Matura, dem österreichischen Abitur, zugelassen wurde. Auch später gönnte sich Benko allerlei Annehmlichkeiten. Ein Jagdrevier etwa, das luxuriöse „Chalet N“ im Skiort Lech am Arlberg, oder die 62-Meter-Jacht „Roma“, auf der er schon mal Geschäftsfreunde und Politiker empfing.
Egal, ob Studentenbuden oder Luxusbauten, Kitas, Hotels, Bürotürme oder Warenhäuser – Benkos Signa-Gruppe hat in den vergangenen Jahren in fast alles investiert, was aus Beton werden kann. Der Wert aller Benko-Bauten soll sich in der Hochphase auf 27 Milliarden Euro belaufen haben. Weitere Häuser für 25 Milliarden Euro sollen in Bau oder Planung gewesen sein. In Hamburg wollte der Österreicher etwa den Elbtower hochziehen, in New York das Chrysler Building sanieren und mitten in Wien ein alpenländisches Luxuswarenhaus im Stil des Berliner KaDeWe errichten.
Dabei wären Zweifel angebracht gewesen. Herzstück der Signa Gruppe war der Signa Prime Konzern. Hier war der Großteil der Immobilien angesiedelt. Die Erträge des Signa Prime Konzerns reichten aber schon vor Jahren regelmäßig nicht einmal aus, um die für Genussscheine, Anleihen und Kredite fälligen Zinsen zu zahlen. Trotzdem zahlte Benko jedes Jahr großzügige Dividenden aus, obwohl das operative Geschäft das gar nicht hergab.
Das funktionierte so lange, wie die Immobilienpreise stiegen und Finanzlöcher im Zweifelsfall über neue Kredite gestopft werden konnten. Im Frühjahr 2022 aber war es damit schlagartig vorbei. Die Europäische Zentralbank hob sukzessive die Zinsen an. Steigen die Zinsen, sinken in der Regel die Immobilienpreise. Zahlreiche Immobiliengesellschaften setzten deshalb nun den Wert ihrer Gebäude herab. Sie fuhren Investitionen zurück, hielten ihr Geld zusammen. Nicht so Signa: Gemeinsam mit Partnern kaufte Benko im Sommer 2022 noch die britische Luxuskaufhauskette Selfridges samt Immobilien und setzte den Wert einiger Selfridges-Häuser dann zum Jahresende drastisch nach oben. In der Bilanz macht sich das zwar gut, aber Geld kommt so eben nicht in die Kasse. Benkos Signa-Gruppe ging das Geld aus. Anders als er es über Jahre gewohnt war, gelang es ihm auch nicht mehr, neue Geldgeber aufzutreiben.
Und nun der nächste Schlag für den 47-Jährigen. Laut österreichischen Medienberichten wurde Benko am Donnerstag um 8.30 Uhr in seiner Villa in Innsbruck festgenommen. Zudem gab es mehrere Hausdurchsuchungen in Benkos Büroräumen, im „Chalet N“ in Lech sowie in Benkos Wiener Wohnsitz. ...]
Quelle: www.wiwo.de
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