[... Inflation runter, Renditen runter, Kurse rauf. Gut, die paar Kriege stören etwas. Aber irgendwelche Scharmützel gab es schließlich immer schon irgendwo auf der Welt. Dax und Dow markierten in dieser Woche neue Rekordstände. Die Aktienmärkte feiern das Ende des Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank Fed. An den Terminmärkten wetten die Investoren darauf, dass die Fed von Mai 2024 an mit Zinssenkungen beginnt und die Fed Funds Rate, die aktuell bei 5,5 Prozent steht, bis November 2025 auf 3,8 Prozent fällt.
Wird also alles gut? „Als Risikomanager richte ich mich auch auf Szenarien aus, die wenig diskutiert werden und die bei ihrem Eintreten größere Verwerfungen zur Folge hätten“, sagte Stefan Rehder unlängst dem Schweizer Börsenportal „The Market“. Dazu zählt der Gründer der unabhängigen Münchener Vermögensverwaltung Value Intelligence Advisors, dass die Zinsen in den USA wegen eines Überangebots an US-Staatsanleihen nicht sinken, sondern gar steigen könnten. Er glaube nicht, dass sich bei niedrigeren Renditen ausreichend Käufer für langlaufende US-Staatsanleihen finden, so Rehder.
Tatsächlich rollt ein Emissions-Tsunami auf den US-Staatsanleihenmarkt zu. Im nächsten Jahr muss die US-Regierung 8000 Milliarden Dollar alter Schulden refinanzieren. Obendrauf kommen Neuschulden von etwa 2000 Milliarden Dollar. Zusammen sind das fast 30 Prozent der aktuell ausstehenden Staatsschulden der USA.
Im Ausland sitzt das Geld hingegen nicht mehr so locker. Die Bereitschaft zum Kauf von US-Schuldpapieren ist eher mau. China und viele Ölstaaten winken ab und bauen ihre Positionen ab. Das größte Risiko für das US-Schatzamt und die Fed aber schlummert vermutlich in Japan. Die jüngste Aufwertung des Yen könnte ein Vorbote sein. Die japanische Währung legte gegenüber dem Dollar seit Mitte November von rund 152 auf 141 Yen zu. Etwa 3000 Milliarden Dollar ihrer gewaltigen Ersparnisse haben Japaner im Ausland investiert, rund die Hälfte davon in den USA. Und davon allein stecken rund 1100 Milliarden Dollar in US-Staatsanleihen.
Er glaube nicht, dass die Inflation in Richtung des Notenbankziels von zwei Prozent sinken werde, sagt Rehder. Es gäbe strukturelle Treiber, die bestehen blieben, etwa die starke Angebotskonzentration in weiten Teilen der US-Wirtschaft, die kapitalintensive Neugestaltung der Lieferketten – und die militärische Aufrüstung.
Die geopolitischen Krisenherde werden nicht rasch abkühlen. Der Krieg im Nahen Osten ist noch lange nicht vorbei. Die Hamas-Führung verlässt das Emirat Qatar und geht in den Untergrund. Damit sind Verhandlungen erst einmal vom Tisch. Vom Jemen aus feuern schiitische Huthi-Milizen auf Frachter und Tanker, die durch die 26 Kilometer schmale Meerenge Bab el-Mandeb („Tor der Tränen“) fahren. Das maritime Nadelöhr, das den Golf von Aden und das Rote Meer verbindet, passieren täglich rund drei Millionen Barrel Rohöl, die dann weiter per Tankschiff durch den Suezkanal oder via Sumed-Pipeline zur ägyptischen Hafenstadt Alexandria das Mittelmeer erreichen. Wenn die Schiffsversicherer das Risiko auf dieser Passage nicht mehr absichern, müssen Reeder ihre Schiffe auf alternative – und längere – Routen umleiten. Dann drohten Störungen und Preisspitzen auf dem Ölmarkt. Und mit Russland zeichnen sich die nächsten Kampfzonen ab, nachdem die Europäische Union Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine und der Republik Moldau aufnehmen will und Georgien den Status eines Beitrittskandidaten bekommen soll.
Rückblick: In den 1970er-Jahren ist die Inflation in drei Wellen auf ein immer höheres Niveau gestiegen, während die Wirtschaft mehrmals in eine Rezession abgerutscht ist. Gold war in der damaligen Stagflation einer der Vermögenswerte mit der besten Performance. Rehder: „Besonders groß war der Schub jeweils, wenn die Notenbanken die Geldpolitik verfrüht gelockert haben.“
Aber wie das so ist mit Prognosen: „Et kütt wie et kütt.“ („Es kommt, wie es kommt.“) ...] Quelle: wiwo.de
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Die Analyse dient nicht als konkrete Handelsempfehlung. Eine Haftung für Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Konsultieren Sie vor Anlageentscheidungen Ihren INVEST-CON Berater.
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